Hija De La Luna von Sunrisepainter (FW/OC, GW/HG, HP/GW, HP/CC, RW/LB) ================================================================================ Kapitel 30: Der Geheimgang & Die Heulende Hütte ----------------------------------------------- 30. Der Geheimgang & Die Heulende Hütte Nach einer Woche kam es Hope so vor als sei sie nie aus Hogwarts weg gewesen wäre. Die Hausaufgaben nahmen sie so sehr ein, dass sie für etwas anderes keine Zeit mehr fand. »Manchmal kommt es mir so vor, als wäre es wie früher mit dir«, meinte Angelina einmal. Hope konnte nur lachen und ihr versichern, dass sie nach den UTZen sicher lockerer sein würde. Etwas ähnliches behauptete auch Fred, als sie sich wie verabredet am Samstag in den Kerkern trafen. »Muss ich mir Sorgen wegen dir machen?«, grinste er, während er ein Kraut klein hackte. »Quatsch“, meinte Hope und klopfte zweimal gegen den Kessel (der Trank nahm eine hellgrüne Farbe an), »Professor Vector hat mir bloß ein paar kleine Extraaufgaben gegeben. Er findet das ich Talent für alte Runen habe und mich deshalb gut auf einige weitere Prüfungen in dem Fach vorbereiten sollte.« »Wie kann man nur freiwillig mehr arbeiten kann, als man müsste?«, es schien ihm unbegreiflich zu sein. Er schüttelte sich bei den Gedanken. »Wenn du wirklich etwas willst, dann bist du bereit dafür manches in Kauf zu nehmen«, versuchte sie eine Erklärung. »Und was willst du?«, fragte er ernst ohne sie anzusehen. Hope dachte darüber nach, während sie die Raupen die Rauben vierteilte. Es war wichtig Ziele im Leben zu haben, das hatte ihre Mutter ihr schon von klein auf gepredigt und bis vor kurzem hatte Hope einen festen Lebensplan gehabt. Sie wollte so viel lernen, dass sie in allen Fächern gut abschnitt und mit einem guten Zeugnis ins Berufsleben starten konnte. Sie hatte sich immer eine führende Position im Ministerium vorgestellt. Doch in letzter Zeit war sie sich nicht mehr so sicher. Natürlich wollte sie einen Job haben bei dem sie genug Geld verdiente, aber genau was sie machen wollte war ihr noch nicht klar. Als sie klein war, da wusste sie, dass sie hundertprozentig eine berühmte Sängerin werden würde. So wie Marilyn Grabberoth. Ein Wunschtraum, der durch das Gitarre spielen aufgetaucht war. Hope musste bei dieser Erinnerung grinsen und sie begann sich zu fragen, ob es wirklich so wichtig war möglichst viel zu erreichen oder ob man vielleicht sich doch lieber auf ein bestimmtes Ziel konzentrieren sollte, damit man das Leben an sich noch genießen konnte. »Ich weiß es noch nicht“, antwortete sie wahrheitsgemäß und ließ die Raupenstücke vorsichtig in den Kessel fallen. »Was ist denn los mit dir?«, lachte Fred, »wo ist die Hope Shycates geblieben, die immer alles bis ins kleinste Detail plant? Die, die auf alles eine Antwort hat?« »Ich denke mal, dass sie erwachsen geworden ist«, lächelte die Gryffindor, »sie hat gemerkt, dass Pläne nicht immer gut sind und das ein Mensch nicht alles wissen kann. Wenn man viel weiß ist es bestimmt in manchen Situationen von Vorteil, aber es zählen auch Kreativität und Spontaneität und das war es, was ich glaub ich begreifen musste.« »Du klingst als hättest du heute morgen einen Dumbledore gefrühstückt«, kicherte Fred und Hope musste unwillkürlich mitlachen. »Jetzt noch, dass Johanniskraut dazu und zweimal gegen den Uhrzeigersinn umgerührt«, las Fred aus dem Buch vor, welches offen auf dem Tisch lag. Hope tat es und runzelte die Stirn. »Ist es richtig, dass sich der Trank dann etwas verdunkelt?« »Perfekt.« »Fehlt uns noch etwas?« »Nur noch das Cytrilliskraut. Man muss es als volle Pflanze in den Kessel geben. Daraufhin verfärbt sich der Trank lila. Wenn man ihn dann noch eine Weile schwenkt, gibt es eine kleine Explosion und der Trank bekommt ein zartes Rosa. Wenn alles gut verläuft, dann ist er fertig«, erklärte der Rothaarige. »Gut«, sagte sie begeistert. »Wo hast du das Cytrilliskraut?« »Das habe ich noch in meiner Jacken-«, mit in ihrem Satz hielt Hope inne. Ihr Gehirn begann zu arbeiten und ein Blitz durchfuhr sie. Cytrilliskraut! Natürlich! Das sie da nicht schon früher drauf gekommen war. Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und war auf einmal ganz aufgeregt. »Was ist los?“, fragte sie ihr Klassenkamerad misstrauisch. »Nichts«, log Hope, »das Kraut ist noch in meiner Jackentasche. Ich gehe es schnell holen. Pass du in der Zwischenzeit auf den Trank auf.« Noch ehe Fred ihr antworten konnte, war sie auf und davon. Wie konnte ich nur so blöd sein, dachte Hope ärgerlich, während sie durch die Gänge lief, mir hätte es doch von Anfang an klar sein sollen. Meine seltsamen Kräfte sind erst nach dieser Nacht im Wald aufgetreten. Vorher nicht. Ihr war jetzt endlich klar, dass es etwas mit dem Kraut zu tun hatte. Sie brauchte nur eins und eins zusammen zählen: Professor Sprout hatte ihnen erklärt, dass man dieses Kraut nur in Vollmondnächten fand und in dem Buch ihrer Mutter stand, dass die „Mondkräfte“ nur durch die so genannten „Mondkräuter“ ausgelöst wurden. War ja auch logisch! Das Cytrilliskraut muss so eines gewesen sein. Wahrscheinlich hatte es schon ausgereicht, dass sie überhaupt in unmittelbarer Nähe des Krautes gewesen war, ansonsten hätte sie ihre Fähigkeiten nie entdeckt. Sie wusste immer noch nicht ob sie sich über ihre „Besonderheit“ freuen sollte. Schließlich war die ganze Sache mit ziemlich vielen Unannehmlichkeiten verbunden. Immer noch in Gedanken versunken lief sie in ihren Schlafsaal und holte vorsichtig das Kraut, welches sorgfältig in Papier gewickelt war aus ihrer Jackentasche. Sie hatte Angst darauf, dass weitere merkwürdige Dinge mit ihr geschehen könnten, deshalb wagte sie es nicht das Papier zu entfernen. Als sie zurück in die Kerker kam, stand Fred lässig gegen einen Tisch gelehnt und schien schon ungeduldig auf sie gewartet zu haben. »Du guckst als würdest du dich vor etwas ekeln. Sehe ich wirklich so schlimm aus?«, fragte er amüsiert. »Ja«, antwortete sie knapp und legte das Kraut schnell auf den Tisch. Sie war froh es endlich los zu sein. »Vielen Dank für das Kompliment«, grinste er und fügte dann runzelnd hinzu, »willst du die letzte Zutat nicht hinzu geben.« »Bitte, mach du das«, sagte sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme flehend klang. Fred musterte sie ausführlich. Sie kniff fest die Lippen zusammen und wich seinem Blick aus. »Na gut«, meinte er schließlich achselzuckend. Er wickelte das Papier aus und hielt wenig später das Kraut in den Händen. Es sah ganz anders aus als damals im Wald. Hope hatte es seitdem sich nicht mehr angesehen. Es glänzte nicht mehr und wirkte vollkommen verdorrt. »Glaubst du, dass es so vertrocknet noch wirkt?«, fragte sie zweifelnd. »Wir müssen ausprobieren«, sagte Fred lässig, den wirklich nichts aus der Ruhe zu bringen schien. Er ließ das Gewächs in den Kessel fallen und die beiden beugten sich interessiert darüber. Zur ihrer Enttäuschung geschah überhaupt nicht. »Schwenken«, sagte Hope bloß. Fred nickte und schwenkte den Kessel, wobei er darauf achtete, dass er auch bloß keinen Tropfen verschüttete. Doch es geschah immer noch nichts. »Komisch«, murmelte er. »Vielleicht habe wir etwas vergessen oder überlesen«, meinte Hope und ging die Zutatenliste noch einmal durch »Nein, wir haben alles richtig gemacht«, stellte sie schließlich fest. »Zeig mal her«, die beiden beugten sich nebeneinander über das Buch. Plötzlich gab es einen lauten Knall, der von den Kerkerwänden widerhallte. Die beiden Gryffindors schreckten merklich zusammen und fuhren erschrocken herum. Aus dem Kessel stieß ein rosa Dampf hervor und hüllte sie in eine Wolke. Beide mussten husten. Fred wedelte mit der Hand um den Rauch zu vertreiben und ging dann vorsichtig auf den Kessel zu um zu sehen, was geschehen war. »Es scheint geklappt zu habe«, triumphierte er. »Die hätte wirklich einen mal warnen können. Wer konnte denn ahnen, dass dieser Knall so laut wird«, beschwerte sich Hope, deren Herzschlag sich langsam, wieder zu normalisieren begann. »Es hätte sich vor dem Schwenken ja auch lila färben musste«, meinte Fred nachdenklich, der den Text noch einmal durchgegangen war. »Und wie testen wir jetzt, ob er auch wirkt?«, fragte sie und betrachtete die rosafarbene Flüssigkeit. »Wie wäre es, wenn wir ihn heimlich McLaggen unters Essen mischen«, mit einem bösen Grinsen im Gesicht rieb sich Fred die Hände. »Ich kann ihn ja auch nicht leiden, aber das wäre einfach mehr als nur gemein, sondern auch gefährlich«, meinte sie streng, auch wenn ihr die Vorstellung, Cormac als verliebten Esel zu erleben, gefiel »Vertrauensschülerin lässt grüßen«, murrte Fred. »Wir müssen einfach abwarten, was Snape dazu sagt«, meinte Hope schließlich und füllte vorsichtig etwas Trank in ein Reagenzglas. »Was machst du damit?«, fragte Fred irritiert. »Hast du im Unterricht mal wieder nicht aufgepasst?« Sie verdrehte die Augen. »Natürlich nicht«, beantwortete sie sich die Frage selbst, » Snape hat uns darauf hin gewiesen, dass wir je ein Reagenzglas unseres Tranks in seine Schreibtischschublade stellen sollen.« Damit zog sie die besagte Schublade auf und legte das Reagenzglas hinein. »Und wir sind die ersten«, grinste sie, während sie die Schublade wieder schloss. »Wir sind endlich fertig«, jubelte Fred. »Siehst du: Um so schneller man ein Projekt anfasst, um so schneller ist man fertig«, belehrte Hope und schob ihre Brille zurück auf ihre Nasenwurzel. »Dafür haben wir und aber auch eine Abwechslung verdient. Findest du nicht?« »Und was schwebt dem Herren so vor? Vielleicht einen kleinen Aufsatz dazu, damit Snape uns noch mehr Punkte gibt«, neckte sie. »Nein, wir machen einen kleinen Abstecher in die Drei Besen«, ereiferte sich Fred und bekam ganz rote Wangen vor Aufregung. Hope runzelte die Stirn, so wie sie es immer tat, wenn sie mal etwas nicht auf Anhieb verstand. »Darf ich dich vielleicht daran erinnern, dass unser nächstes Hogsmead – Wochenende erst in drei Wochen anfällt.« »Wir gehen ja auch nicht offiziell hin«, grinste er verschmitzt sein typisches Fred – Grinsen. »Ich ahne übles«, stöhnte sie. »Wir schleichen uns einfach durch einen Geheimgang aus dem Schloss, statten Hogsmead einen kleinen Besuch ab und feiern unsere Hausaufgabe mit einem kleinen Butterbier. Wenn es dunkel wird schleichen wir uns einfach wieder zurück und niemand merkt etwas«, erklärte er auch prompt seinen Plan. »Du hast sie ja nicht mehr alle! Du weißt doch, dass Umbridges „Spürhunde“ überall auf der Lauer liegen und außerdem will ich wirklich kein Risiko eingehen.« »Ach komm schon, du willst doch nicht etwa wieder das feige Hühnchen spielen?«, meinte Fred und sah sie schräg an. Hope verdrehte die Augen: »Komm bitte nicht wieder mit dieser Leier. Du weißt doch was letztes Mal passiert ist.« Fred begann zu gackern. »Hör auf damit!«, sie verpasste ihm einen Schubs. Doch Fred dachte gar nicht daran aufzuhören. Als er dann noch die Lippen schürzte und flügelschlagend durch den Raum stackste, reichte es der Blonden. »Also gut“, lachte sie, „aber hör endlich auf mit diesem Kasperletheater.« »Na dann los!« Und bevor sie etwas tun konnte, hatte Fred sie am Handgelenk gepackt und zerrte sie hinter sich her. »Die einäugige Hexe?«, erstaunt blickte sie den Weasley an, nachdem sie in einem dunklen Seitengang angehalten hatten. »Nicht die einäugige Hexe, sondern der Geheimgang der einäugigen Hexe«, meinte Fred überlegen. Er zückte seinen Zauberstab, stupste damit gegen die Statur und sagte dabei: »Dissendium«. Mit offenen Mund sah Hope zu wie sich der Buckel der Hexe öffnete. »Erstaunt?«, grinste Fred. »Bei dir dürfte ich das eigentlich nicht mehr sein«, stöhnte sie. »Los, komm bevor uns jemand sieht«, sagte er und schwang sich durch die Öffnung. Sofort war er verschwunden. »Komm schon«, hörte sie seine Stimme von weit entfernt. »Wenn das schief geht bist du tot, Mr. Weasley«, flüsterte Hope, bekreuzigte sich noch mal und zwängte sich dann mit den Füßen zuerst durch die Öffnung, so wie es Fred getan hatte. Überrascht schrie sie auf, als sie merkte, dass sie eine Art Rutschbahn hinunter schlitterte. Abrupt endete die Rutschpartie, sodass sie aus dem Gleichgewicht geriet und mit dem Gesicht zuerst auf harten Grund schlug. Sie stieß einen Fluch aus und rappelte sich dann auf. Sie war in einer niedrigen Lehmhöhle gelandet in der sie gerade so aufrecht stehen konnte. Der schlaksige Fred musste sich ducken um nicht gegen die Decke zu stoßen. »Das ist nicht gerade gemütlich hier«, zitterte Hope, »so dunkel und kalt.« »Tut mir Leid, aber eine geheizte Kutsche konnte ich uns in der kurzen Zeit nicht organisieren“, meinte der Weasley sarkastisch und sorgte mit seinem Zauberstab für Licht. »Wenn Sie mir dann bitte folgen würden, Madam«, grinste er und lief geduckt voraus. Hope stieß einen sehr unschönen Fluch aus, wischte sich die erdigen Hände an ihrer Jeans ab und zog dann ihren Zauberstab aus der Tasche. Etwas unbeholfen stolperte sie hinter ihm her, denn der Weg war wirklich uneben und schlecht einzuschätzen. Fred versuchte ihre Fluche zu überhören und schritt pfeifend voran. »Ich hoffe das hier lohnt sich auch«, knurrte Hope nach einer dreiviertel Stunde Fußmarsch, denn jetzt musste auch sie sich etwas ducken, da der Gang immer niedriger und enger wurde. »Wo kommen wir hier eigentlich hin?« »Lass dich überraschen«, meinte Fred geheimnisvoll. Hope schnaubte bloß. Von Überraschungen hatte sie wirklich genug. Nach einer Stunde blieb Fred am Ende einer langen Steintreppe stehen. »Na endlich«, freute sich Hope. Sie gelangten zu einer Holzluke. Fred gab ihr seinen Zauberstab und stemmte die schwere Luke mit beiden Händen auf. Quietschend ließ sie sich öffnen und schlug mit einem lauten Knall auf steinernen Boden. Hope zuckt zusammen: »Au weia, hoffentlich hat das keiner gehört.« »Nein, die sind da oben viel zu beschäftigt«, beruhigte sie Fred. »Übrigens wo sind wir hier eigentlich?«, fragte Hope nun und sah sich jetzt erst genau um. Um sie herum waren Regale mit Kisten und leeren Gläsern. Auf einem Tisch standen Kessel, Messingwaagen und Reagenzgläser. »In Snapes Büro?« Fred kicherte: »Nee, wenn der hören würde, dass du sein Büro mit dem Keller des „Honigtopfes“ verglichen hast, würde er dich sicher mit seinem Blick erdolchen.« »Wirklich? Der „Honigtopf“?« »Miss Oberschlau, denkst du wirklich sonst hätten wir uns einfach dadurch mogeln können? « »Stimmt«, gab Hope ihren Irrtum zu. »Lass uns jetzt endlich mal unseren freien Tag genießen und nicht andauernd an andere Dinge denken, ja?« »Also gut«, murmelte sie und ließ sich von ihm wieder mal hinterher ziehen. Unbemerkt konnten sie den Honigtopf verlassen. Das Dorf sah mit der Schneedecke wunderschön aus. Hope war noch nie im Winter in Hogsmead gewesen und erst jetzt viel ihr auf, was sie alles verpasst hatte. »Lass uns da hinein und da«, bald war sie es die Fred hinterher schleifte. Bald schon hatte sie größeren Gefallen an der Sache, als sie je zugegeben hätte. Niemand der Dorfbewohner schien sich zu wundern zwei Schülern zu begegnen oder man hielt sie schon für älter. Jedenfalls wurden sie nicht erwischt und Hope vergaß bald, dass sie eigentlich nicht dort sein durften. »Wollen wir vielleicht zur heulenden Hütte?«, fragte Fred nachdem sie zwei Stunden lang durch Geschäfte gelaufen waren. »Von mir aus«, sagte sie gut gelaunt. Eigentlich hatte sie vor gehabt nach einem Butterbier sich auf den Rückweg zu machen, aber sie dachte, dass sie nachdem ganzen „Einkaufsbummel“ Fred noch etwas schuldig war. In seinem Blick las sie, dass er ganz heiß drauf war zu dem Spukhaus zu kommen. Also verließen sie den Schutz der Häuser und stiegen den Hügel außerhalb des Dorfes hinauf. Hier herrschte wieder diese friedliche Winterruhe und weil niemand sie stören wollte, liefen beide stumm nebeneinander her. Schon bald kamen sie zu dem Zaun, der die „Heulende Hütte“ umgab. Sie blieben stehen und schauten zu dem windschiefen Haus, dass einsam und verlassen im Schnee stand. »Wie lange es wohl her ist das jemand da gewohnt hat?«, überlegte Hope laut. »Ich habe gehört, dass die Rowena Ravenclaw zusammen mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter hier gewohnt haben soll«, flüsterte Fred, als hätte er Angst jemand könnte ihn hören. »Aber haben nicht alle Gründer im Schloss gelebt? Und seit wann hatte Ravenclaw eine Tochter«, runzelte die Gryffindor die Stirn. Fred zuckte mit den Schultern: »Keine Ahnung. Weiß auch nicht mehr wer mir das erzählt hat.« »Hey«, wechselte er da das Thema, »wollen wir vielleicht uns darin mal umsehen?« »Spinnst du?«, Hope sah ihn entsetzt an, »es wird schon seine Gründe haben, warum die Dorfbewohner einen Bogen darum machen.« »Die denken alle das es da spukt, aber ich glaube nicht, dass das stimmt«, meinte Fred verächtlich, »die Geister in Hogwarts wüssten doch dann sicher etwas darüber, oder?« »Deine Theorien sind wirklich unbegreiflich für mich«, schüttelte sie den Kopf. »Was immer du meinst, aber ich bin jedenfalls neugierig und geh mir das da mal angucken!« Bevor sie etwas sagen konnte, war er über den Zaun gesprungen und lief Richtung Haus. Hope verfluchte ihn kräftig, aber weil sie nicht alleine in der Kälte stehen bleiben wollte, folgte sie ihm. Etwas ungeschickter als er kletterte sie über den Zaun und fiel zu ihrem Pech Hals über Kopf in den Schnee. Schlotternd schüttelte sie sich und lief ihm hinterher. Fred war schon dabei Holzlatten von den Fenstern zu entfernen. »Hilfst du mir mal?«, fragte er und zog kräftig an einer Latte. Hope verdrehte die Augen: »Geh mal einen Schritt beiseite.« »Wieso? Was -« Bevor Fred seinen Satz beenden konnte, hatte Hope ihren Zauberstab gezückt und sagte »Disparsia«. Die Holzlatten flogen aus dem Fenster und landeten im Schnee. »Das hätte ich als nächstes gemacht«, murrte Fred. Hope grinste bloß überlegen. »Ladys first«, witzelte Fred und machte eine einladende Handbewegung Richtung Fenster. Hope biss sich auf die Unterlippe und machte sich dann daran durchs Fenster zu steigen. Fred folgte ihr schnell. Der Raum in den sie kamen, sah nicht anders aus als erwartet. Die Möbel waren mit Tüchern bedeckt worden, die wahrscheinlich einmal weiß gewesen waren, aber jetzt eher gelblich schimmerten. Der Boden war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, die Tapeten hingen in Fetzen und vergilbt an den Wänden und von einem schwere Kronleuchter hingen Spinnweben. »Sieht aus wie ein Salon oder so etwas in der Art. Das da hinten muss ein Sofa sein“, erklärte Fred und ging ein Paar Schritte vorwärts. Die Dielen knartschten unheilvoll bei jedem Schritt. Er stieß die nächste Tür auf und lugte neugierig in den Raum. »Eindeutig die Küche«, hörte Hope seine Stimme, die so seltsam dumpf durch die muffige Luft in dem Haus klang. Sie wagte sich nicht vom Fleck zu bewegen aus Angst die morschen Dielen könnten unter ihrem Gewicht durchbrechen. Sie hörte ein Klappern und Rascheln, als Fred die Küche untersuchte. Plötzlich war da ein anderes Geräusch, als würde jemand etwas schweres über den Boden schleifen. Es war genau über ihr im Obergeschoss. Hope erstarrte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. »Fred?«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Man, der Herd stammt echt aus der Antike«, hörte sie seine Stimme. Er hatte sie also nicht gehört. »Fred, hast du das gehört?«, sagte sie etwas lauter, aber nicht weniger ängstlich. Als er nicht antwortete ging sie langsam vorwärts. Ihre Hände zitterten, aber sie wollte keinen Moment alleine länger in dem unheimlichen Salon stehen. Der Basler untersuchte gerade den Kamin, den es hier in jedem Raum zu geben schien. »Der Luftzug ist verdeckt. Schon lange«, vermutete er, als er bemerkte, dass sie ihm doch gefolgt war. »F- Fred, ich glaube da oben ist jemand«, stotterte sie. »Ja, der Poltergeist von dem alle immer reden. Er ist durch uns in seinem Frieden gestört worden«, spottete Fred und senkte dann seine Stimme bis sie ganz dunkel klang: »Und dann kommt er dich holen, Hope Shycates. Uhhh!« Er streckte die Arme vor sich und rollte mit den Augen. »Das ist nicht witzig!«, keifte sie und schlug seine Hände weg, »da war wirklich ein Geräusch.« »Ach komm schon«, er wurde wieder ernst, »hier ist seit vielen Jahren keiner mehr gewesen.« »Und wenn es ein Landstreicher ist?«, fragte sie leise. »Also gut«, Fred verdrehte genervt die Augen, »dann lass uns wieder gehen, du Feigling.« »Danke«, meinte sie erleichtert. »Mädchen!«, stöhnte Fred. »Jungs!«, grinste Hope und dann mussten beide lachen. So verließen sie auf dem gleichen Weg wieder die heulende Hütte. Brachten durch einen weiteren Zauberstab die Bretter wieder an und machten sich dann auf den Weg zurück ins Dorf. Vielleicht habe ich mir das Geräusch ja nur eingebildet oder es war nur der Wind, überlegte Hope, während sie neben Fred durch den Schnee stapfte. Es begann schon wieder zu schneien. Dicke, weiße Flocken fielen vom Himmel. Doch Hope sollte bald erfahren, dass sie falsch mit dieser Annahme lag. Noch wusste sie nicht, dass sie und Fred beobachtet worden waren von Augenpaaren, die nichts gutes verhießen. So pirschte sich das große Unheil heran. Still und heimlich hockte es in dunklen Zimmern, wartete auf eine Chance anzugreifen. Es war bereit für sein Ziel über Leichen zu gehen. Wenn die Zeit gekommen war, würde es aus diesem herrlichen Wintermärchen einen reinen Alptraum machen. Ende von Kapitel Dreißig Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)